Sameninfo

Man kann schreiben: Grundsätzliches. Sollte man auch. 😉

Wer noch nie etwas angepflanzt hat, der sollte zunächst mal die Basics wissen. Wie in der Tierwelt gibt es nämlich auch bei den Samen unterschiede zwischen Tag- und Nachtmodus. Eine Fledermaus ist in der Regel selten tagsüber unterwegs oder würde sich schlichtweg in der Sonne nicht wohlfühlen. Jetzt möchte ich aber keinen Exkurs zum Thema Fledermaus betreiben, sondern zurück auf den Rhythmus, bzw. den Bedingungen der Keimung zu sprechen kommen.

Pflanzensamen haben ganz individuelle Ansprüche. Einige Arten aber auch annähernd keine. So ist zum Beispiel Wiesenschaumkraut gefühlt unverwüstlich: Es schleudert bei Berührung seine Samen überall hin. Auch die Wurzeln sind mit Samen bestückt und „springen“ förmlich beim entfernen davon. Ich habe so einen Samen mal ins Auge bekommen und kann daher sagen: Krasse Geschwindigkeit!
Zurück zum Samen an sich: Da sich die Jungs extrem ausbreiten, haben diese keine Ansprüche an Umweltbedingungen, sie wachsen auf der Wiese, zwischen Steinritzen, durchbohren Kieswege (zumindest bei mir). Immerhin: Man kann sie übrigens auch zum „fressen“ gerne haben, las ich vor einiger Zeit. Versucht habe ich es persönlich noch nicht.

Sameninfo – Licht und Dunkelkeimer


Andere Samen haben, wie oben schon geschrieben einen Tag/Nacht Anspruch. Während Lichtkeimer, wie schon der Name sagt, Licht benötigt, um zu keimen, brauchen Dunkelkeimer das Gegenteil, richtig- Dunkelheit. Mehr dazu habe ich in die jeweiligen Kategorien geschrieben und unten noch zusammengefasst.

Lichtkeimer

Lichtkeimer sind Samen, die auf dem Substrat leicht angedrückt werden. Ich lese oft: „Leicht mit Erde bedecken“. Das ist bei einer Anzucht im Anzuchtkasten oder im Gewächshaus meiner Erfahrung nach überflüssig bis kontraproduktiv. Mir stellte sich zu Beginn die Frage: „Was ist leicht mit Erde bedecken?“? Also habe ich 2-3 Zentimeter Erde genommen und über den Samen geträufelt. Ergebnis: Der Samen ging niemals auf.

Tomatensamen auf einem Quelltab, Lichtkeimer.

Ich habe dann mehrmals dasselbe mit unterschiedlichen Lichtkeimern getan. Das Ergebnis: Immer wieder dasselbe, ich habe den Samen faktisch begraben. Traurig, oder?

Dann habe ich mir einen Quelltab geschnappt, ihn aufgehen lassen (der Tab muss in Wasser eingelegt werden und ist je nach Größe nach etwa 10 Minuten bereit), das Loch mit einem kleinen Pikser für Käse versiegelt und im Anschluss den Samen mit einer Pinzette in die Mitte positioniert. Anschließend wird der Samen täglich 3x per Zerstäuber mit Wasser besprüht. Das Ergebnis sieht man oben: JUHU! Der Samen keimt!

Das künstliche Licht dient übrigens zur Anregung des Samens. Ich habe mir eine einfache Lampe aus Blau/Rot besorgt. Besonders zwischen Januar (wobei ich Januar noch zu früh für eine Anzucht empfinde) und April herrscht für eine Anzucht auf der Fensterbank noch nicht genügend Licht. Auch das beste Fenster Richtung Süden ist oft zu wenig (Jo, Südseite = Sonnenseite). Zwar keimt der eine oder andere Samen vielleicht, doch eine so genannte Vergeilung ist ohne zusätzliches Licht fast vorprogrammiert.
Eine Vergeilung kennt ihr vielleicht: langer Stängel, 2 Blättchen und ansonsten: tote Hose. Im Fall von Tomaten ist das nicht sonderlich schlimm, wenn der Stängel nicht schon 10 Zentimeter hoch ist. Tomaten kann man grundsätzlich beim Umpflanzen ganz frech tiefer setzen. In der Erde bilden sie am Hauptstiel weitere Wurzeln aus, haben schlichtweg Bock auf Verbreitung. Übrigens: Das funktioniert auch mit Paprika. Hier aber den Stängel nicht GAAANZ so tief setzen wie bei der Tomate.

Dunkelkeimer

Man sollte sich nicht getrauen, einen Dunkelkeimer einfach so auf die Erde oder einen Kokos Tab zu werfen. Er wird es einem sehr übel nehmen und die kalte Schulter zeigen. Was sollte er sonst machen? Er kann ja einfach nicht zum Leben erwachen.

Samen der Kapuzinerkresse, Dunkelkeimer

Die Dunkelkeimer benötigen, wie der Name schon ableiten lässt, Dunkelheit zur Keimung. Auch bei dieser Samengattung steht oft auf den Samentütchen geschrieben „einige Zentimeter tief“ oder neulich las ich „doppelte Samentiefe“. Ähm ja. In meinem Beispiel der Kapuzinerkresse sind aber alle Samen (oh Wunder!) Unterschiedlich. Bedeutet das nun, dass ich auf den Millimeter genau den Samen in die Erde setzen muss?
Ich habe da den Versuch mit Quelltabs und Erde gemacht (Ich nehme übrigens immer mehrere Samen, um Blindgänger auszuschließen). In beiden Fällen wurde die Kresse etwas.
Den Tab habe ich nach dem Wasserbad 3 Zentimeter eingedrückt und mit den krümeligen Resten aufgefüllt. Anschließend nochmal mit Wasser „versiegelt“.
Im Anzuchttöpfchen habe ich die Erde vorab ordentlich gewässert (ich empfehle feine und durchlässige Erde, ohne Kompostreste!), anschließend ebenfalls um die 3-4 Zentimeter festgedrückt, Samen hineingelegt und mit Erde bedeckt. Anschließend nochmal leicht angegossen.
Künstliche Beleuchtung gab ich täglich 8 Stunden.
Nach 4 Wochen (Dunkelkeimer brauchen nach meiner Erfahrung mehr Zeit als Lichtkeimer) zeigten sich über Nacht die ersten Ergebnisse. Nach 4 weiteren Wochen habe ich die Pflänzchen dann tagsüber ins Freie gestellt. Das habe ich bei Tagestemperaturen bei um die 9 Grad getan, nachts stellte ich sie wieder ins Wohnzimmer. Übrigens: Viele schreiben, dass man bei einer Abhärtung die Pflanzen nicht in die direkte Sonne stellen kann. Auch das habe ich mal getestet und kann berichten, dass es zumindest der Kapuzinerkresse vollkommen egal ist. Mit Tomaten wäre ich allerdings auch vorsichtig. Lieber im Halbschatten abhärten- sonst riskiert man gelbe Blätter oder: Ja richtig, mal wieder den Exitus der Pflanze.

Ergebnis nach einigen Wochen nach Umsetzen in einen Topf.

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